Tierhilfsnetzwerk Europa e.V.

Die Zusammenführung von Stubentigern – so wird es gemacht

Ein Erfolgsrezept können wir Ihnen dafür auch nicht geben, doch die folgenden Tipps sollen helfen die Zusammenführung etwas zu vereinfachen. Wenn Sie ein paar simple Dinge beachten, können Sie das Kennenlernen der Stubentiger positiv beeinflussen:

1: Katzen sind noch immer Individuen die es in sich haben. Geht einer Katze etwas gegen den Strich, so lässt sie es ihre Artgenossen und ihre Familie spüren. Auch Neid und Eifersucht sind unter Katzen weit verbreitet, deshalb sollten Sie immer darauf bedacht sein, jede einzelne Katze wie eine Königin bzw. wie einen König zu behandeln. Geben Sie jedem Tier einzeln das Gefühl ihr einziges Ein und Alles zu sein, damit sie alle anderen Stubentiger in ihrem Revier als hoffnungslose Nebenbuhler duldet.

Sorgen Sie z.B. dafür, dass jede Katze in Ihrem Umfeld ihre eigene Toilette, sowie einen eigenen Fressnapf bekommt (Stellen Sie diese wenn nötig an verschiedene Lieblingsplätze der Katzen, damit die Schälchen für die anderen Vierbeiner nicht zugänglich sind).

Schenken Sie Ihrer/Ihren bereits vorhandenen Katze/n in den Tagen vor und nach dem Einzug des neuen Artgenossen noch etwas mehr Aufmerksamkeit als sonst, damit sie den neuen Mitbewohner nicht als Rivalen ansieht. Wenn Sie ihr zeigen, dass diese neue Katze nicht bedeutet das Sie sich nun weniger um sie kümmern, nimmt Sie den Eindringling entspannter auf.

2: Lassen Sie sich die beiden Katzen kennenlernen, ohne das sie sich wirklich begegnen.

Wenn Sie die Chance dazu haben, sollten Sie die neue Katze vorerst in einen separaten Raum unterbringen. Legen Sie das neue Quartier des Nachzüglers vorher mit Utensilien der alte eingesessenen Katze/n aus, sodass sich deren Duft im Zimmer verteilt. Versuchen Sie es z.B. mit der Lieblingsdecke Ihrer bereits vorhandenen Katze oder greifen Sie ruhig zu einer Handvoll mit Streu aus dem Katzenklo Ihres/r Kätzchen. Nach einiger Zeit wird sich der Neuzugang an die unbekannten Gerüche und Eindrücke gewöhnt haben und die Umgebung erkunden wollen.

Geben Sie der/den alt eingesessenen Katze/n nun parallel dazu die Transportbox zum beschnuppern und lassen Sie auch hier ein Schälchen mit dem, von der neuen Katze benutzen Katzenstreu stehen. Alle beteiligten Miezen sollen auf diesem Weg den Geruch der anderen Katze kennen lernen, ohne dieser schon zu begegnen.

In der Regel ist es von Vorteil diese Trennung 2 – 3 Tage fortzusetzen, bis Sie die Tiere erstmals zusammen lassen.

-> Ein Persönlicher Tipp von Uns:

Besorgen Sie sich aus dem Baumarkt eine Scheibe Plexiglas, das Sie nach der Breite Ihrer Tür zuschneiden lassen. Es sollte so breit sein, dass Sie es in den Türrahmen der geöffneten Tür schieben können und muss so hoch sein, dass eine ausgewachsene Katze nicht darüber hinweg springen kann. Wenn Sie diese Scheibe in den Türrahmen geschoben haben, können Sie schon am ersten Abend  einmal versuchen die erste indirekte Begegnung der Katzen herbei zu führen. Öffnen Sie die Tür. Nachdem Sie am Anfang also schon den Geruch der anderen kennen lernen konnten, sehe sie sich jetzt zum ersten mal, können sich jedoch auf Grund der Schutzscheibe nicht angreifen. Dieses sollte man dann in den kommenden Tagen immer öfter wiederholen, so dass sich die Katzen an den Anblick der anderen gewöhnen können. Bald schon werden Sie interessiert an der Scheibe schnuppern weil sie sich endlich kennen lernen möchten. Lassen Sie die Tiere auch an der Scheibe fressen….stellen Sie eine Schale auf jede Seite um den Samtpfoten zu zeigen, dass genug für alle da ist und niemand einem anderen etwas weg fressen wird. Wenn Sie meinen, dass die Stimmung aller Tiere gut ist und ausreichend Ruhe herrscht, können Sie die Zusammenführung wagen.

Öffnen Sie nun vorsichtig die Tür und beobachten Sie einfach was passiert. Die Katzen werden sich beschnuppern und wahrscheinlich auch anfauchen. Das gehört dazu. Katzen regeln ganz rasch die Rangordnung untereinander. Geben Sie den Katzen in dieser Zeit besonders viel Zuwendung, streicheln Sie sie zwischendurch einmal öfter und reden Sie immer wieder mit ruhiger Stimme auf sie ein. Besonders Ihre schon vorhandene/n Katze/n soll/en nicht das Gefühl bekommen, der Neuzugang bekommt nun mehr Aufmerksamkeit. Natürlich sollten Sie die neue Katze dabei auch nicht vergessen. Finden Sie ein Gleichgewicht!

3: Unschöne Auseinandersetzungen vorbeugen oder schlichten um Verletzungen und Traumata zu vermeiden.

Revierkämpfe lassen sich bei Tieren fast nie vermeiden. Diese gehören dazu. Doch achten Sie darauf, dass es nicht extreme Ausmaße annimmt und ein Tier gar schwer verletzt wird.

Wenn sich eines der Tiere als sehr aggressiv herauskristallisiert, ist es besser sie nachts und während Ihrer Abwesenheit vorerst räumlich voneinander zu trennen, damit unerwünschte Kämpfe und blutige Auseinandersetzungen verhindert werden können. Versuchen Sie es immer wieder mit einer ruhigen und besonnenen Zusammenführung und gehen Sie mit viel Verständnis auf alle beteiligten Tiere zu. Nehmen Sie sich aus diesem Grund unbedingt ein paar Tage frei wenn Sie dieses Vorhaben durchsetzen möchten, da die Katzen in dieser Zeit Ihre volle Aufmerksamkeit und Zuneigung brauchen!

-> Ein Persönlicher Tipp von Uns:

Informieren Sie sich bei Ihrem Tierarzt oder im Internet über die Duftstoffe Feliway und Felifriend, welche Sie bei Tierarzt oder über Onlineportale erstehen können. Diese manuellen oder automatischen Sprays können vor, nach und während der Zusammenführung von Katzen helfen, diese zu beruhigen. Der enthaltene Duftstoff wird auf dem Fell oder in den Wohnräumen verteilt und soll sehr angenehm für die Tiere zu riechen sein. Sie werden dadurch harmonischer und nehmen den Geruch der neuen Umgebung und der fremden Tiere entspannter auf. Einige Katzen reagieren leider nicht auf diese Stoffe und andere wiederum auf Anhieb. Sprechen Sie also mit Ihrem Tierarzt über die Anwendung und Wirkung und lassen Sie sich beraten.

Der wichtigste Tipp ist jedoch, sich und den Katzen unbedingt ausreichend Zeit und Ruhe zu gönnen. Stecken Sie nicht schon nach den ersten turbulenten Stunden den Kopf in den Sand. Rom wurde bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut. Man rechnet bei der Eingewöhnung von Katzen in der Regel mit mindestens 3 – 4 Wochen. Diese Zeit sollten Sie den Tiere auch unbedingt einräumen um sich an die neue Situation zu gewöhnen.

Beste Freunde werden die neuen Gefährten dann sicher noch immer nicht sein, doch bis dahin sollte man kleine Fortschritte erkennen können.Wenn Sie Zweifel haben oder sich eine Zusammenführung nicht durchführen lässt, dann sprechen Sie vorher bitte unbedingt mit einem Tierarzt oder einem anderen Experten, bevor Sie den Versuch abbrechen, denn oft werden selbst anfängliche Erzfeinde mit der Zeit zu unzertrennlichen Kameraden.

Autorin:  Anne S.